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Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis)


Letzte Aktualisierung: 16.03.2015

Kaum ein paar Jahre im Land hat sich der Asiatische Marienkäfer vierlerorts als häufigster Marienkäfer durchgesetzt. Durch seine hohe Reproduktionsrate, Gefräßigkeit und Robustheit scheint er eine Bedrohung für die einheimischen Marienkäfer zu sein.

Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis).
Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis).

Nach oben Aussehen

Auf den ersten Blick sieht der Asiatische Marienkäfer wie viele anderen Marienkäfer aus. Auf der meist rotorangefarbenen Grundfarbe der Flügeldecken befindet sich eine größere Anzahl an schwarzen Punkten. Soweit so bekannt. Doch der erste Blick trügt, nicht umsonst wird der Asiatische Marienkäfer auch Harlekinkäfer genannt, denn seine Erscheinungsform ist vielfältig. So ist die Anzahl und Größe der Punkte unterschiedlich, es gibt auch Exemplare ohne jede Punktierung. Es gibt auch Individuen mit einer schwarzen Grundfarbe auf der sich dann rote oder eben orange Punkte befinden. Man könnte leicht meinen, es handle sich jeweils eine andere Art.

Das linke Bild zeigt das sehr schön. Zunächst verwundert, warum zwei Marienkäfer unterschiedlicher Art einen Paarungsversuch unternehmen, erschließt sich dem Beobachter die Situation erst, wenn er weiß, das der Harlekinkäfer viele Gesichter hat. Eine schöne Zusammenfassung findet sich auf Wikipedia (1)

Ein relativ sicheres Merkmal ist die M (oder W) förmige Zeichnung auch dem Halsschild des Käfers.

Nach obenRasante Verbreitung

Exkurs - Invasive Art

Als eine invasive Art bezeichnet man Tiere oder auch Pflanzen, die durch den Menschen in eine Region, die nicht zu ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gehört, eingeschleppt – oder auch bewusst ausgesetzt wurden – und die nun die heimischen Arten gefährden. Invasive Arten sind nicht 1:1 gleichzusetzen mit dem Begriff Nebiota. Dieser sagt zunächst nur aus, dass diese Tiere und Pflanzen originär nicht in einer Region vorgefunden wurden, nicht jeder dieser Neubürger hat aber negative Auswirkungen auf den jeweiligen Lebensraum, erst wenn diese negativen Auswirkungen hinzukommen, spricht man von invasiven Arten. Und diese Auswirkungen können immens sein (2).

Der Asiatische Marienkäfer verbreitet sich erst seit Kurzem in Deutschland. Seine Heimat „ist das östliche Asien, wo er in China, Japan, Korea, der Mongolei und im südlichen Russland vorkommt “ (3)

Wie andere Marienkäfer auch ist der Asiatische Marienkäfer zunächst für den Menschen ein durchaus nützliches Insekt. Eingeführt wurde er, um in Gewächshäusern die Blattläuse zu dezimieren.

Seine Eignung dafür ist unbestritten, denn die Menge, die eine Marienkäferlarve vertilgt, ist enorm. Bis zur Verpuppung genehmigt sie sich „zwischen 600 und 1.200 Blattläuse“ (4). Das Larvendasein beträgt dabei gerade mal zwei Wochen. Auch der erwachsene Käfer ernährt sich von Blattläusen und soll „pro Tag 90 bis 270 dieser Beutetiere fressen können“ (5).

Als Vergleich dazu sei die Gemeine Florfliege oder Grüne Florfliege (Chrysoperla carnea) erwähnt, die im Biologischen Pflanzenschutz ebenfalls eingesetzt wird: Die Larve entwickelt sich in 2 - 3 Wochen und kann dabei bis zu 20 Läuse am Tag vertilgen (6), was summa summarum rund 400 Läuse ergibt. Allerdings fällt das erwachsene Tier bei der Läusebekämpfung aus, da es sich nicht räuberisch, sondern von Pollen, Nektar und Honigtau - der wiederum von Blattläusen produziert wird - ernährt.

Seit 1995 wurden die Käfer daher auch zur Biologischen Schädlingsbekämpfung verkauft (7). Wie zu erwarten war, gelangten die Käfer irgendwann und irgendwie ins Freie und wurden 2001 zuerst in Belgien im Freiland nachgewiesen (8). Die weitere Verbreitung verlief dann rasant. Im Jahr 2002 bereits in Westdeutschland angekommen, schaffte er es bis 2006 bis nach Österreich. In etlichen Gebieten ist der Asiatische Marienkäfer heute die häufigste Marienkäferart.

Nach obenAuswirkung auf die heimischen Marienkäfer

Nun haben sich die Käfer also etabliert. Sie sind nicht mehr wegzubekommen. Worin liegt nun das eigentliche Problem?

Auch hier hilft ein Blick auf die Biologie der Tiere. Der Asiatische Marienkäfer frisst eben nicht nur Blattläuse, sondern, wenn nichts anderes da ist, auch andere Insekten mit weicher Cuticula. Dieses weite Ernährungsspektrum unterscheidet ihn von den meist spezialisierten einheimischen Arten. Und da die Eiablage vorzugsweise in der Nähe von Blattlauskolonien erfolgt, finden sich unter den Beutetieren auch weitere Marienkäferlarven. Das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, ein weiterer Aspekt ist die Verbreitung sogenannter Mikrosporidien, dabei handelt es sich um einzellige zu den Pilzen gehörende Organismen, die in anderen Lebewesen parasitieren. Der Asiatische Marienkäfer ist von diesen Parasiten selber unbeeindruckt. Allerdings haben die Einzeller eine pathogene Wirkung auf die heimischen Marienkäfer, diese können erkranken und sterben (9).

Das Blut des Asiatischen Marienkäfers ist bis zu 1000-mal wirksamer gegen Parasiten und Bakterien (10). Somit verbreitet er die Parasiten, ohne selber darunter zu leiden.

Weiterhin hat der Asiatische Marienkäfer unter günstigen Bedingungen bis zu 3 Generationen im Jahr. Mittlerweile haben Studien ergeben, „dass der Asiatische Marienkäfer in Wein- und Obstanlagen die am häufigsten gefundene Marienkäferart ist“ (10)

Auch fehlen ihm hierzulande die Gegenspieler. Im Blut fast aller Marienkäfer befindet sich ein gelbes Sekret, das bei Beunruhigung an den Beinen abgegeben wird ("Reflexbluten"). Dieser bitter schmeckende Stoff verleidet dem Räuber sehr schnell den Geschmack an seiner Beute, und er lernt daraus, das Geschmackserlebnis eher nicht zu wiederholen.

Entscheident ist bei der weiteren Entwicklung daher, wie sich diese Konkurenz auswirken wird. Ob es zum Aussterben einheimischer Arten kommt, ist dabei noch nicht ausgemacht. Dazu gehen die Meinungen auseinander und man muss wohl abwarten, ob die niedlichen kleinen, heimischen Sympathieträger verschwinden und sich das Meinungsbild getrieben durch den Neuankömmling ingesamt zum Marienkäfer ändert. Das Potential ist da, denn abgesehen von diesen ökologischen Auswirkungen können die Asiatischen Marienkäfer noch weitere negative Auswirkungen auf den Menschen haben.

Nach obenVom Sympathieträger zum Lästling?

Schädling im Weinbau

Im Weinbau hat sich der Asiatische Marienkäfer bereits unbeliebt gemacht. Er hat eine Vorliebe für den süßen Saft der Weintrauben. Zur Erntezeit geraten unweigerlich Marienkäfer mit in die Weinpresse. Dadurch kann der Wein geschmacklich leiden oder gar zerstört werden. „Die geschmacklich erkennbare Schwelle im Wein lag für 50 Prozent der Testpersonen bei vier bis fünf Käfern pro Kilogramm bei der Rebsorte Riesling“ (10) Der einheimische Siebenpunkt ist in dieser Hinsicht allerdings nicht weniger schädlich.

Biss

Der Asiatische Marienkäfer hat noch eine weitere etwas unangenehme Eigenschaft. Es gibt Berichte wonach die kleinen Krabbeltiere auch schon mal herzhaft einen Menschen beißen. Wobei herzhaft in diesem Fall nur zu dem Gefühl eines „kleinen Nadelstich[s]“ (11) führt. Der Biss bleibt aber ohne Konsequenzen für den Menschen (4).

Im Haus

Das größte Problem dürften aber die Ansammlungen tausender Käfer in Hütten, unter Dächern und Wohnungen sein. In seiner Heimat zieht sich der Asiatische Marienkäfer für die Überwinterung in Höhlen und Felsspalten zurück, wo er sich zu dieser Zeit in größ Gruppen zusammenfindet. Als Alternative tun es aber in unseren Breiten auch andere ähnlich gelagerte Plätze. So kann es zu den zum Teil riesigen Ansammlungen kommen, die ganze Wände bedecken.

Hat man sie erst mal an den eigenen Außenwänden entdeckt, dann ist vorbeugen besser als bekämpfen. Draußen richten sie keinen Schaden an, drinnen will man sie sicherlich nicht haben, egal wie harmlos sie sind (es wurde allerdings auch von Allergien berichtet) (12). Zur Bekämpfung empfiehlt die Seite www.naturzentrumglarnerland.ch (13) den Staubsauger einzusetzen und den Beutel dann in die Gefriertruhe zu legen. Vermeiden sollte man Aktionen, die zum oben beschriebenen Reflexbluten der Käfer führen können. Der Einsatz eines Besens könnte eher kontraproduktiv sein, wenn sich der Käfer durch das weggeschoben werden beunruhigt fühlt.

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