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Das spannende Leben des Ameisensackkäfers


Letzte Aktualisierung: 30.01.2021

Zwei recht ähnliche Blattkäfer kommen in Deutschland vor. Die beiden rötlich bis orange gefärbten Käfer ähneln weit entfernt Marienkäfern. Der Vierpunkt–Ameisenblattkäfer (Clytra bipunctata) und der Ameisensackkäfer (Clytra laeviusula) sind nicht unbedingt einfach voneinander zu unterscheiden. Beide Käfer haben eine außergewöhnliche Art sich fortzupflanzen.

Der Ameisensackkäfer dreht eine Eikugel zwischen seinen Hinterbeinen.
Der Ameisensackkäfer dreht eine Eikugel zwischen seinen Hinterbeinen.

Nach oben Unterscheidung und Verwechslungsmöglichkeit

Man muss sich schon ein bisschen Mühe geben und spezielle Literatur oder eine spezialisierte Webseite wie „Die Käfer Europas (http://coleonet.de)“ hinzuziehen, um die beiden Käfer sicher zu unterscheiden. Auf den ersten Blick erinnern sie weit entfernt an Marienkäfer. Ihre Grundfarbe ist rötlich und sie haben zwei Punktpaare auf dem auf dem Rücken, genauer gesagt auf den Flügeldecken.

Mit Marienkäfer sind sie aber nicht wirklich zu verwechseln, wenn man sich deren charakteristische halbkugelartige Form vergegenwärtigt. Beide Käfer sind doch deutlich länglich ovaler und wirken bei weiten nicht so gewölbt wie die Marienkäfer.

Das mittig platzierte untere Punktpaar ist beim Ameisensackkäfer deutlich größer als beim Vierpunkt-Ameisenblattkäfer. Ausgerechnet bei dieser Käferart, der die Punkte im Namen trägt, sollen die hinteren Punkte auch schon mal fehlen (1). Das würde ihn dann streng genommen zu einem Zweipunkt-Ameisenblattkäfer machen, aber Nomen ist halt nicht immer omen.

Ein weiteres Merkmal, welches man zur Unterscheidung heranziehen kann, ist das Halsschild. Sehr schön kann man das auf der bereits erwähnten Seite „Die Käfer Europas (http://coleonet.de)“ erkennen. Mit Hilfe dieser Seite habe ich die Differenzialdiagnose vorgenommen und das von mir gefilmte Tier nachträglich als laeviuscula identifiziert. Der „Halsschildseitenrand [ist] schmal“ und nicht wie beim Vierpunkt-Ameisenblattkäfer „runzelig punktiert“ (2).

Nach oben Lebensweise und Nahrung

Beide Arten weisen eine von dem meisten Blattkäfern etwas abweichende Lebensweise auf, weniger was das Leben der erwachsenen Tiere angeht als vielmehr wie und wo der Käfer seine Eier ablegt und die Larven sich entwickeln.

Während die erwachsenen Tiere sich von Blättern verschiedener Baum- und Straucharten ernähren (3), leben die Larven carnivor. Sie leben in Ameisennestern und gehören damit zu den Ameisengästen (4). Sie fressen „Reste der eingetragenen Ameisenbeute oder auch tote Ameisen“ (5). Diese Lebensweise nennt man auch Synökie, sie gehören damit zu den synöken Arten.

Exkurs Ameisengäste

Bei den Ameisengästen handelt es sich um Tierarten, die sich in Ameisennestern aufhalten und dort leben. Rund 3000 Arten wurden als Ameisengäste identifiziert. Man unterteilt sie in die Gruppen
  • der Synechthren, welche Ameisen erbeuten oder sich von der Ameisenbrut ernähren und von diesen auch angegriffen werden
  • der Synöken, die im Nest geduldet werden, weil sie vermutlich nicht erkannt werden. Diese Arten leben meist von organischen Material im Nest wie Abfällen oder toten Ameisenbeute
  • der Symphilen die den Ameisen einen echten Mehrwert anbieten, da sie beispielsweise zuckerhaltige Stoffe ausscheiden, die von den Ameisen aufgeleckt werden

Nur wie kommen die Larven in die Ameisennester?

Der Film gibt ein klein wenig Aufschluss darüber.

Ameisensackkäfer (Clytra laeviuscula)

Link führt zu YouTube.com

Er entstand auf einer Wiese unweit des Waldrandes und in ziemlich unmittelbarer Nähe eines Schlehengebüschs. Auf einem sich bewegenden Grashalm sah ich ein Exemplar des Ameisensackkäfers. Erst als ich mit dem filmen begonnen hatte, erkannte ich, was dort gerade genau vorging. Zwischen den Hinterbeinen drehte der Käfer eine Eikugel. Schön kann man erkennen wie die Kugel gedreht wird und anscheinend am Hinterleibsende immer wieder mit etwas betupft wird. Das Ei wird mit einer Exkrementhülle einer sogenannten Skatoconche umgeben.

Schließlich wird das Ei in der Nähe eines Ameisennestes, „meist von Nestern der Roten Waldameise (Formica rufa)“ (6) fallen gelassen. Entweder wird es dann von den Ameisen aktiv in das Nest eingetragen, die es als Nistmaterial verwenden wollen, oder die Larven dringen selbstständig in das Ameisennest ein.

Nach obenLeben im Ameisennest

Nachdem Schlüpfen verbleibt die Larve in dieser Exkrementhülle (daher die Bezeichnung „Sackkäfer“) und erweitert sie sogar. Der Kopf der Larve ist stark geschützt. Zieht sie sich in ihren „Sack“ zurück verschließt sie mit der Kopfkapsel ihr Refugium wie mit einem Deckel der von „den Ameisen nicht zerbissen werden kann“ (7).

In der Zeit in der sie sich im Ameisennest entwickeln, werden nicht als Feind von dem Ameisen wahrgenommen. Für das erwachsene Tier scheint das nicht zu gelten, weswegen sich die Larve kurz vor der Verpuppung möglichst nah an eine Stelle innerhalb des Nests begibt, die es dem geschlüpften Imago ermöglicht, dass Nest möglichst schnell zu verlassen (8). Aus diesem Grund findet auch die Verpuppung innerhalb des Kotsackes statt. Diese Schutzhülle wird erst verlassen nachdem das Imago geschlüpft und „ihr Chitinpanzer ausgehärtet ist“ (9).

Die Larven durchlaufen eine zwei bis vierjährige Entwicklung bevor sie als Imago im Frühjahr das Ameisennest verlassen. Erwachsene Tiere findet man von Mai bis August. Häufig kann man sie auf den Bäumen und Sträuchern antreffen, an denen sie fressen. Man findet die Tiere beispielsweise an sonnigen Waldrändern, aber im menschlichen Umfeld wie Parks und Gärten können sie einem begegnen.

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